TOM WOOD – VISUELLE EFFEKTE
Tom Wood, Meister der visuellen Effekte, hat sein Können bei vielen Film-Hits der letzten Jahre unter Beweis gestellt, darunter bei KINGDOM OF HEAVEN („Königreich der Himmel“, 2005) und HARRY POTTER AND THE CHAMBER OF SECRETS („Harry Potter und die Kammer des Schreckens“, 2002). Seine Arbeit bereicherte Filme der unterschiedlichsten Genres, darunter auch SUNSHINE („Sunshine“, 2007), ALI G INDAHOUSE („Ali G Indahouse“, 2002) und LARA CROFT: TOMB RAIDER („Lara Croft: Tomb Raider“, 2001).
Das Videogame, das PRINCE OF PERSIA - DER SAND DER ZEIT vorausging, ermöglichte es seinen Spielern, die Zeit zurückzudrehen und damit die Action zurück zu spulen. Wie ist diese Idee auf den Film angewendet worden?
Tom Wood: Im Drehbuch liest sich das sehr einfach. Dort heißt es nur, die Zeit dreht sich zurück. Wir entschieden uns aber schon früh in der Produktionsphase, dass wir nicht einfach nur den Film rückwärts laufen lassen konnten. Wir konnten die Bilder, die wir gerade noch auf der Leinwand gesehen hatten, nicht benutzen. Unser neuer Ansatz war, die ganze Szene nochmal und zwar vorwärts laufend zu drehen, allerdings ohne die darstellerischen Elemente. Und das konnten wir auch an anderen Tagen machen, standen so nicht unter dem Druck, nach dem Dreh einer Szene mit den Darstellern gleich danach unsere Arbeit machen zu müssen. Das Ganze durfte auch nicht aussehen wie rückwärts abgespultes konventionelles Filmmaterial. Es musste wie ein Zielfoto aussehen.
Durch die Krümmung der Zeit ist die Action verzerrt. Wir haben auch lange Belichtungszeiten verwendet. Jedes Einzelbild sollte 30 Sekunden Zeit repräsentieren, mit einer normalen Filmkamera ist das nicht zu realisieren. So entwickelten wir mit dem Filmlabor eine spezielle Technik, drehten mit neun Kameras. Dann synchronisierten wir alle Sequenzen, konnten damit die Action aus allen Perspektiven sehen. Vergleichbares hat es im Kino noch nicht gegeben. Das waren die größten Herausforderungen bei diesem Film.
Wie schwer war es, diese Geschichte mit Leben zu füllen und das antike Persien wiederauferstehen zu lassen?
Tom Wood: Wir hatten eine sehr genaue Vorstellung davon, wo wir die realen Sets visuell erweitern konnten. Insgesamt haben wir drei Städte virtuell kreiert. Eine ist persisch, eine indisch, die dritte schließlich, ganz in der Nähe des Königsgrabs, erinnert an Bauten im Tal der Könige. Diese Lebensräume zu erschaffen, kostet enorme Mengen an Ressourcen und Kreativität. Es gibt dort virtuelle Heere, Einwohner, Vögel und andere Tiere. Für KÖNIGREICH DER HIMMEL haben wir Jerusalem virtuell erschaffen. Aber das war nur eine Stadt, jetzt haben wir drei. Und der Zuschauer kann sie aus der Luft und vom Boden aus sehen, wie ein Reisender durch sie hindurch ziehen. Es war sehr harte Arbeit, die aber Spaß machte. Weil wir einen romantisch verklärten Blick auf den Vorderen Orient der damaligen Zeit werfen, waren wir nicht an bestimmte Grenzen gebunden. Nichts musste absolut authentisch sein, deshalb konnten wir beim Design unseren Spaß haben.
Welche Einflüsse hatten die Schauplätze aus dem Videogame auf die visuellen Effekte, die auf der Leinwand zu sehen sind?
Tom Wood: Es gibt viele unterirdische Szenen. Sie werden fantastisch aussehen und das repräsentieren, was die Leute in diesen Games gesehen und an ihnen geliebt haben. Einiges davon gab es noch nie auf der Leinwand zu sehen, zum Beispiel die großen unterirdischen Höhlen aus den Videogames. Wir hoffen, dass wir die Atmosphäre des Videospiels, diese Begeisterung, die diese Schauplätze auslösten, auch auf die Leinwand übertragen können. Allerdings hat man uns von Beginn an instruiert, sich von den Videospielen zu lösen. Trotzdem knüpfen wir an allen wichtigen Fäden aus den Spielen an. Das aber auf sehr subtile Art. Kein Game-Player wird sagen können ‚Ich weiß, was als Nächstes passiert.’ Nichts wird vorhersehbar sein. Was Zeit und Ort betrifft, sollte man das Ganze nicht zu ernst nehmen, weil das Fantastische eine viel größere Rolle spielt.
Die Produktion von PRINCE OF PERSIA - DER SAND DER ZEIT hat einen Großteil der Studiohallen von Pinewood in Beschlag genommen. Warum hat man so vieles noch gebaut, statt auf digitale Effekte zurückzugreifen?
Tom Wood: Das Einzige, was ich als visuellen Effekt betrachte, ist das Zurückdrehen der Zeit. Alles andere sind digitale Erweiterungen oder Verbesserungen. Meiner Ansicht nach erleben wir gerade eine Gegenreaktion auf komplett digital realisierte Szenen. Sie funktionieren einfach nicht. Man sieht den Unterschied zwischen einer real gedrehten und einer digital realisierten Szene.
Wie war die Zusammenarbeit mit dem 2.Aufnahmeteam und dessen Regisseur Alexander Witt? Gab es große Probleme, ihre Effekte in die von Witts Team gedrehten Actionszenen zu integrieren?
Tom Wood: Bei diesem Film gaben die Sets die Richtung vor. Aber Alexander ist ein großartiger Actionregisseur, ein großartiger Leiter des 2. Aufnahmeteams. Er findet selbst die richtige Einstellung. Er geht auf das Set, stellt sich die Sequenz vor und findet die Kameraperspektiven, die er braucht. Wir lassen ihn seine Einstellungen selbst finden und nehmen dann abseits des Drehorts unsere visuellen Ergänzungen vor.